Dienstag, 26. Juni 2012

Auf der Schokoladenseite des Finanzmarktes


Die Kakaopflanze wird in äquatorialen Regionen zwischen dem nördlichen und südlichen zwanzigsten Breitengrad angebaut. Es kann zweimal pro Jahr geerntet werden, wobei die erste Ernte die hochwertigere ist. Die Produktion wird von afrikanischen Ländern dominiert, Hauptlieferant ist die Elfenbeinküste mit etwa 40 % Anteil am Weltmarkt. Circa zwei Drittel der Kakaoproduktion fließen in die Herstellung von Schokolade, ein Drittel wird als Kakaopulver gehandelt.
Der Kakaopreis reagiert höchst sensibel auf die Wetterbedingungen und dem damit verbundenen Erntevolumen. Auch politische Ereignisse wie Bürgerkriege können den Kakaopreis sehr schnell nach oben treiben.
Aufgrund der guten Ernteaussichten und den abgeflachten politischen Spannungen in der Elfenbeinküste, verliert der Kakaopreis momentan an Wert.

Nun ist es weder höhere Physik, noch einen Trading Edge, wenn man feststellt, dass ein sinkender Kakaopreis positive Auswirkungen auf Schokoladenhersteller wie Lindt & Sprüngli oder Barry Callebaut hat. Vor allem die Aktie des Schweizer Schokoladenhauses Barry Callebaut hat sich in den letzen Monaten und Jahren als krisenresistent erwiesen und weist eine negative Korrelation mit dem Kakaopreis auf.
Auch Fundamental ist die Aktie ein Kaufkandidat. Wer einen Blick auf den Annual Report wirft, dem fällt auf, dass Umsatz, Konzerngewinn, Verkaufsmenge und auch die Präsenz in Schwellenländern, in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen sind. Solange der Kakaopreis also weiter sinkt, wird die Aktie gut da stehen. Wenn der Titel konstant bleibt, könnte beim Kakaopreis die Unterschreitung der 2'000er Marke einen neuen Aufschwung auslösen.
Kakao Chart

Barry Callebaut AG (SIX) Chart

Donnerstag, 21. Juni 2012

Was macht der Dollar?

Da die Schweiz wirtschaftlich sehr stark von den europäischen Handelspartnern abhängig ist, haben die Bewegungen des Euros jedesmal auch starke Auswirkungen auf die Schweizer Wirtschaft. Zum Schutz der Schweizer Exportwirtschaft besteht seit längerem eine Kursuntergrenze zum Euro von 1.20 CHF. Man kann also sagen, der CHF ist an den Euro gebunden und dies solange, bis sich der Euro wieder stabilisiert oder das Halten der Kursuntergrenze zu teuer wird.
Derweil, wertete sich der USD (der eine Abwertung des Euros natürlich besser verkraften kann als der Schweizer Franken) gegenüber dem CHF auf.

Die Tatsache, dass der Motor der amerikanischen Wirtschaft doch noch nicht so rund läuft wie es noch im ersten Quartal dieses Jahres prophezeit wurde, eröffnet den Spielraum für Spekulationen. Gerüchte machen die Runde, die Amerikaner würden versuchen durch Euro-Käufe die Exportwirtschaft zu unterstützen. Somit dürften die Amerikaner ähnliche Absichten haben wie die Schweizer, was den USD gegenüber dem CHF wieder etwas bremsen sollte.

Noch wahrscheinlicher ist, dass es sich im EUR/USD  nur um einen von den Griechenland-Wahlen und den neuen Geldspritzen getriebenen kurzfristigen Aufwärtstrend handelt.  Daher gut möglich, dass der Kurs im USD/CHF Chart, im Trendkanal bleibt und somit den USD in den nächsten Wochen zum Kaufkandidaten wird. 
USD/CHF
EUR/USD Chart














Montag, 18. Juni 2012

Showdown auf Silber (XAG)

Der Preis der Silberunze weist eine hohe Korrelation mit dem Kurs der Goldunze auf. Allerdings bewegt sich der Silberpreis aufgrund seiner hohen Industrienachfrage (knapp 50%) zyklischer als jener des Goldes, wo die Industrienachfrage nur ca 10% ausmacht. Gold dient zusätzlich auch als Inflationsschutz Nummer eins. Doch auch die Investmentnachfrage nach Silber hat sich in den letzten 5 Jahren mehr als verdoppelt. Sogar bei der Industrienachfrage wurde erwartet, dass sie von 2010 bis 2015 um 36 Prozent auf 666 Millionen Unzen steigen wird. 

Durch die immer noch stark bestehenden Konjunktursorgen müssen die beiden Edelmetalle Gold und Silber, welche in den vergangenen Monaten stark eingebüsst haben, wieder interessant werden. Meiner Meinung nach ist das Gold des kleinen Mannes, trotz der höheren Industrienachfrage, im Verhältnis zum Gold zu überproportional gesunken. Eine erneute Hausse im Goldmarkt könnte auch den Silberpreis, da dieser dann eindeutig unterbewertet wäre, wieder nach oben treiben. Dies würde Silber aus meiner Sicht zu einem Kaufkandidaten machen.

Man muss kein Experte auf technischer Chartanlyse sein, um festzustellen, dass spätestens beim Zusammentreffen der Widerstandslinie mit der Bodenlinie bei 27, welches in ca. 5 Monaten zu Stande kommt, ein Trendwechsel stattfinden wird. Daraus können sich 2 verschiedene Szenarien für den zukünftigen Trendverlauf ergeben:

   oben: Kurschart Silber 1OZ (XAG)
 unten: Relative Stärke Index (RSI)

Szenario 1: Der Silberkurs fällt zum ersten mal seit dem 18. November 2010 wieder unter die 27er Marke (Mir ist klar, dass sich die Linie eigentlich bei 26.71 befindet, dennoch gilt ein Durchbruch bei 27 Dollar je Unze als erstes Warnsignal).

Szenario 2: Der Silberkurs verläuft so lange seitwärts oder gar aufwärts, bis er die seit dem Höchststand vom 29. April 2011 anhaltende Widerstandslinie durchbricht. Wenn sich die danach notwendigen Bestätigungssignale ergeben, wäre dies ein klares Trendumkehrsignal.

Fazit: In den kommenden Wochen und Monaten, neben dem Goldpreis, auf jeden Fall auch ein Augenmerk auf den Silberpreis richten.












Hellenischer Patient will weiterleben

Der gestrige Wahlsieg der konservativen Nea Dimokratia hat aufgezeigt, dass Griechenland nun also doch keinen Suizid begehen wird. Aussagen wie: Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende oder Aussteigen und nochmal von vorne anfangen und so den Stolz zu bewahren, waren wie vermutet also doch nur warme Luft. Andernfalls würde nun ein Tornado durch die Finanzmärkte fegen und die griechischen Aktien, welche in den letzten 5 Jahren ohnehin schon 90% eingebüsst hat, noch weiter ins Elend reissen. Dies könnte man tatsächlich mit einer Selbsttötung vergleichen.
Die Auswirkungen des Verbleibs Griechenlands für die Eurozone sind dagegen eher schwierig einzuschätzen. Einerseits wären bei einem Ausstieg hohe Abschreibungen der Europäischen Banken zu verzeichnen gewesen, andereseits bin ich auch mit der Aussage einverstanden, dass eine Kette durch entfernen ihres schwächsten Glieds stabiler wird.
Obwohl das Worse-Case-Szenario eines Hellas-Aus
stiegs für die Griechen nun auszubleiben scheint, bleiben die Probleme bestehen und auch die Rattenschwänze ziehen sich weiter. Dazu folgendes Beispiel: 


Die Griechen haben ihr Vertrauen in die Regierung und in Ihre Finanzinstitute verloren. Was machte also ein vermögender Grieche aus Angst vor einer Rückkehr zur Drachme, was 
für ihn eine Geldentwertung nach sich ziehen würde? Klar, er parkt sein Geld in ausländischen Banken, welche übrigens einen immensen Neugeldzufluss aus den Schuldenländern aufweisen können (z.B. Schweizer Finanztitel dürften von dieser Ausganglage profitieren und für mittelfristige Anleger wieder interessanter werden als auch schon). Dies destabilisiert die Griechischen Banken aufs Neue. Zusätzlich ziehen auch die weniger vermögenden Griechen ihr Geld aus Angst vor Verlusten ab und bunkern ihr Erspartes zu Hause, was die Schleife logischerweise noch mehr ausweitet. Ebenfalls logisch ist, dass in einem Land mit einer Arbeitslosenquote von 22.6 %, dessen Bewohner von Zukunftssorgen geplagt werden, auch die Kriminalitätsrate zunimmt. Der Grieche, welcher sein Geld zu Hause bunkert, lebt aufgrund dessen in stetiger Angst ausgeraubt zu werden. Dadurch müssten die Sicherheitskosten durch den griechischen Staat, welcher ohnehin schon überschuldet ist, erhöht werden. 

Die Griechen werden, selbst wenn sie von nun an alle nur möglichen Sparmassnahmen konsequent umsetzen, noch lange an dieser Krise zu beissen haben. Besonders auch deshalb, weil die Arbeitslosigkeit vorallem bei den jungen Griechen sehr hoch ist und viele gut ausgebildete Arbeitskräfte auswandern werden, was einen Neubeginn zusätzlich erschweren wird. Den Euroländern bleibt also nichts anderes übrig, als Geld und nochmals Geld nach Athen zu pumpen.